"Serien sind momentan das Innovativste, was es gibt."

Er ist ein Star des Wiener Burgtheaters und trägt den österreichischen Ehrentitel "Kammerschauspieler". Außerdem wirkte Nicholas Ofczarek in vielen Kinofilmen und TV-Produktionen mit, unter anderem in den Serien "Braunschlag" und "Altes Geld". Der enorm wandlungsfähige Schauspieler erhielt zahlreiche renommierte Auszeichnungen. In "Der Pass" spielt er Kommissar Gedeon Winter, den die Schatten seiner dunklen Vergangenheit verfolgen.

Herr Ofczarek, wie kam es dazu, dass Sie in "Der Pass" mitwirken?

Die Agentur schickte mir ein Treatment, mit Fotos. Auch ich war da drauf. Hat mich sehr gewundert, denn ich hatte das Treatment ja noch gar nicht gelesen. Dann traf ich die beiden Autoren und Regisseure. Sie sagten mir, dass sie schon beim Schreiben sehr an mich gedacht hatten und es schon eine Katastrophe wäre, wenn ich es nicht machen würde. Das hat mich einerseits sehr geehrt, andererseits aber auch verstört. Denn ich dachte: Was habe ich eigentlich mit dem Typen zu tun, den ich da spielen soll?

Aber dann haben Sie zugesagt.

Die Story war sehr reizvoll. Die ersten Bücher, die ich lesen konnte, waren sehr gut geschrieben. Wenn Du als Schauspieler ein gutes Drehbuch bekommst, mit einer Figur, die vor Rissen, Abgründen und Problemen nur so strotzt, ist das ein gefundenes Fressen. Außerdem sind Serien momentan das Innovativste, was es gibt. Innovativer als Kino und als Fernsehen sowieso, weil mutiger, weil riskanter. Deshalb war es keine Frage, dass ich zusage.

Wie sehen Sie die Rolle des Gedeon Winter?

Wir treffen zu Beginn der Serie auf einen fast desillusionierten Polizisten und Menschen, einen Menschen, der eine große Leere verspürt und versucht, sie mit Drogen aufzuhellen, damit er seine Existenz erträgt. Wir erleben einen, der von seinem Beruf und Leben nicht mehr viel bekommt, der dahinvegetiert. Auf der anderen Seite haben wir ein Frau, die am Anfang ihres Berufslebens steht und was bewegen möchte. Beide Figuren verfolgen eine Entwicklung: Sie stößt an ihre Grenzen und er wittert wieder Morgenluft.

Haben Sie als Österreicher einen besonderen Bezug zu der Figur des Krampus?

Ich bin ja Flachlandösterreicher, ein Wiener. Es gibt einen Riesenunterschied zwischen einem Wiener und einem Österreicher. Diese Perchtenkultur, der Krampus und der Pass – das kennst Du in Wien gar nicht. Das ist was Ländliches. Ist mir eher fremd.

Sie spielen sowohl komische als auch ernsthafte Rollen. Was finden Sie schwieriger?

Schwer zu sagen. Komische Rollen zu spielen, ist auch sauschwer. Egal ob komisch oder ernsthaft, interessant ist, dass man sich im Lachen oder im Befremden selber erkennt als Zuseher, und Aspekte erkennt. Aber Komik ist nicht gleich Komik und Ernsthaftigkeit nicht gleich Ernsthaftigkeit. Es braucht alles einen Humor. Egal, was Du spielst, es braucht eine Form von Humor.

Was mögen Sie am liebsten: Theater, Serie oder Film?

Theater auf der einen und Serie oder Film auf der anderen Seite, das sind zwei unterschiedliche Berufe, grundlegend unterschiedlich. Mir als Schauspieler ist wichtig, dass ich in den verschiedensten Metiers, und Genres unterwegs bin. Letztlich befruchten sich die verschiedenen Metiers und Genres. Ich kann gar nicht sagen, dass ich eines davon bevorzuge.

Sehen Sie selbst gerne Serien?

Sehr gern! Weil sie innovativ sind.

Was ist Ihre Lieblingsserie?

Wer mag nicht gerne "Breaking Bad"? Eine der großartigsten Serien. Jetzt habe ich gerade "The Sinner" geschaut mit einem wirklich großartigen Bill Pullman, den man eigentlich so noch nie gesehen hat.

Interview: Dirk Buhrmann

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