Interview Stefan Konarske

Stefan Konarske: "Wrangel ist die tiefst-traurigste aller Figuren"

Stefan Konarske verkörpert den unberechenbaren U-Boot-Kapitän Ulrich Wrangel in der Serie "Das Boot". Im Interview verrät der 40-Jährige wie er den Serienbösewicht sieht, und was er machen würde, wenn er nicht Schauspieler geworden wäre.

Wir kennen Kapitän Wrangel schon etwas aus der ersten Staffel, nun ist er zu einer Hauptfigur geworden. Sein Vorgesetzter Gluck nennt ihn "einen dreckigen Schweinehund". Wie siehst du Ulrich Wrangel?

Stefan Konarske: Alle sagen immer, Wrangel sei so böse. Aber ich finde er ist die tiefst-traurigste aller Figuren. Vielleicht muss man das noch mal explizit erklären: Ihm wurden ja im Krieg die Eier abgeschossen - er hat also seine komplette Männlichkeit verloren. Er hat nichts mehr zu verlieren. Das einzige was er möchte, ist sterben. Aber das kann er nicht allein, weil er dazu zu feige ist. Er wartet nur darauf, dass jemand kommt und das Licht ausmacht.
 

Du glaubst, er war vorher anders?

SK: Ja, ich glaube, ein Mensch ist grundsätzlich gut und wird erst böse durch bestimmte Lebensereignisse.
 

Wie war es für dich, in die Rolle und an die Drehorte in Prag, Malta und La Rochelle zurückzukehren?

SK: Das Reinkommen in die Rolle war einfach, weil ich in der zweiten Staffel sehr viel rede und viel in Aktion trete, während ich in der ersten Staffel nur viel im Bett rumliegen musste. Die Herausforderung war, die beiden Staffeln zu verbinden. Prag habe ich sehr lieb gewonnen und diesmal war ich schon vor Ort, weil ich dort für "Freud" gedreht hatte. Auf Malta war es extrem heiß, wir haben bei 40 Grad Winterszenen gedreht, in denen ich drei Jacken tragen musste – das war recht hart.
 

Hast du eine Lieblingsszene in der zweiten Staffel?

SK: Im Grunde mochte ich die Wortgefechte und Momente mit Clemens Schick am meisten. Wir haben eine ähnliche Sensibilität und er hat ein offenes Gehör. So entstand immer ein guter Austausch, um das Beste aus einer Szene herauszuholen.
 

Wie ist das für dich, wenn du dich selbst anschaust in deinen Rollen?

SK: Ich komme von der Bühne, daher muss ich im Film und TV immer mehr wegnehmen, als etwas hinzuzufügen. Inzwischen geht das und ich kann mich angucken. Aber wenn ich Hörspiele mache, habe ich immer noch Probleme damit, meine Stimme anzuhören.
 

Was bedeutet Schauspielerei für dich?

Es ist einfach ein Beruf für mich. Ich hatte schon in der Schauspielschule immer einen Plan B. Und auch wenn es vielleicht der schönste Beruf auf der Welt ist - ich kann mit dem ganzen Drumherum manchmal nicht so gut umgehen. Mir geht es immer um meine Lebenszeit und deshalb entscheide ich mich auch oft gegen Projekte.
 

Was wärst du geworden, wenn nicht Schauspieler?

Modelbooker in einer deutsch-französischen Modelagentur oder Werbekaufmann in einer internationalen Werbeagentur. Das war mein Traum. Meine Großmutter sagte aber immer zu mir: "Du wirst mal Schauspieler!" und ich antwortete immer "Nein!". Schließlich hatte ich meine erste Premiere an dem Tag, an dem meine inzwischen verstorbene Großmutter Geburtstag gehabt hätte. Meine letzte "Tatort"-Folge hatte ich dann am Geburtstag meines Vaters. Seither denke ich, an dem Satz "It's all about energy" doch irgendwas dran und ich bin abergläubisch geworden.

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