"Ein guter Stand-up-Comedian erzählt aus seiner eigenen Welt"

Geballte Ladung Quatsch Comedy Club: Ein Interview mit dem Erfinder, einem Veteran und einem Newcomer. Thomas Hermanns, Ingo Appelt und Joël von Mutzenbecher im Gespräch mit Sky.

Bitte erzählen Sie Ihre Quatsch-Comedy-Club-Geschichte, Herr Appelt. Seit wann sind Sie Teil dieser Familie?

Ingo Appelt: Ich war nicht ganz von Anfang an dabei, erst 1996. Von da an war der Quatsch Comedy Club für mich Family! RTL hat uns mit "Samstag Nacht", "Sieben Tage, sieben Köpfe" etc.  zu Stars gemacht, aber auch verheizt. Geordnet, geschult und auf den rechten Weg gebracht hat mich und andere erst der Quatsch Comedy Club. Bei RTL lautete der Wettbewerb eher "Wie geht´s jetzt noch schlimmer, wie setzen wir noch einen drauf?"

Und dann hat Thomas Hermanns Sie "gerettet"?

Appelt: Genau. Thomas hat das erkannt und zu mir gesagt: Nun mach mal langsam. Er hat mich in eine Form gebracht, die erträglicher ist, als es RTL getan hat. Thomas ist ein fürsorglicher, fast schon väterlicher Mentor. Er weiß ALLES über Comedy – obwohl er selbst es gar nicht macht.

Er ist der Gastgeber und Moderator.

Und Mentor. Er sagt nie: "das musst Du so und so machen", er ist immer sehr objektiv, was die Zusammenarbeit mit ihm sehr angenehm macht. Thomas ist kein Klugscheißer.

Dann fragen wir  doch mal den Mentor. Herr Hermanns, hatten Sie mal mit einem Stand-up-Comedian zu tun, der beratungsresistent war?

Thomas Hermanns: An der Kölner Comedy-Schule hatte ich zweimal einen Kurs gegeben, quasi eine Stand-up-Masterclass. Wenn Ingo mich als "fürsorglich" bezeichnet, meint er vielleicht auch meine Arbeit als Dramaturg und Regisseur. Mit meinen Schülern gehe ich so um, wie ich mit meinen Darstellern in Musicals umgehe. Da bin ich wie ein Textautor, ich sage, lass dies mal weg und verdichte dieses und jenes. Als Regisseur feile ich an der Performance, sage zum Beispiel: Komme anders auf die Bühne. Ich habe so ein Lehrer-Ding in mir drin, einen pädagogischen Eros, das macht mir total Spaß.

War unter Ihren Schülern damals auch welche, die heute Stars sind?

Hermanns: Eckhard von Hirschhausen und Mario Barth zum Beispiel. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Mario eine Nummer probiert hat, die hinten und vorne nicht geklappt hat. Mario ist irrsinnig ehrgeizig. Es hat ihn umgebracht, dass es nicht lustiger wurde! Aber wir sind ja noch richtig weit gekommen.

In der Tat. Barth hat das Berliner Olympiastadion ausverkauft. Wie war es mit dem ebenfalls ziemlich erfolgreichen Eckhard von Hirschhausen? 

Hermanns: Bei Eckhard war es so, dass er seine Erlebnisse als Arzt bis dahin nicht auf die Bühne brachte, wie alle anderen erzählte er z. B. übers Bahnfahren und Fliegen. Ich empfahl ihm: Sag doch mal was über Dein vorheriges Leben! Das Hinführen der Kollegen zu den eigenen Themen ist mir wichtig. Ein guter Stand-up-Comedian erzählt aus seiner Welt. Wir haben in den letzten 25 Jahren Tausende Stand-up-Nummern gesehen. Wir können unser Know-how weitergeben – an junge Kollegen wie Joël von Mutzenbecher.

Wunderbarer Übergang, kommen wir zum Youngster. Herr von Mutzenbecher, wie begann Ihre ganz persönliche Quatsch-Comedy-Club-Geschichte?

Joël von Mutzenbecher: Ich habe die Sendung zum ersten Mal als Achtjähriger gesehen, viele Jahre später habe ich bei der Quatsch Talentschmiede teilgenommen. Im Finale stehe ich plötzlich auf der Bühne mit Thomas Hermanns, den ich schon als kleiner Junge im Fernsehen gesehen habe – und er übergibt mir einen Preis. Das fühlt sich immer noch wie ein Traum an!

Wie geht Thomas Hermanns mit Ihnen um, formt er Sie intensiv?

Mutzenbecher: In der Schweiz fragen mich viele: Wie ist der denn so?  Ich finde, er ist einer der nettesten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe. Ich habe als Junge schon mitbekommen, dass er viele Künstler gefördert hat. Jetzt macht er das mit mir. Klar, dass ich mir von ihm gerne Tipps geben lasse. Wenn jemand etwas von Stand-up-Comedy versteht, dann er. Alles, was in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Sachen Comedy passiert, geschieht auf der Basis von Thomas Hermanns.

Womit hilft er Ihnen konkret?

Mutzenbecher: Nach dem Talentschmiede-Finale haben wir lange zusammengesessen und uns ausgetauscht. Unsere Meinungen, wie Stand-up-Comedy sein soll und muss, sind sehr ähnlich. Thomas hilft mir, dass aus dem, was ich auf der Bühne mache, eine fernsehtaugliche Nummer wird. Für den gesamten Quatsch Comedy Club gilt, dass er hier sehr familiär zugeht, dass man sich hier gegenseitig hilft und hier nicht jeder sein eigenes Brötchen backt.

Zum Schluss eine Frage in die Runde: Wer ist der beste Komiker, der größte Humor-Hero aller Zeiten?

Thomas Hermanns: Jerry Lewis. Oder Jerry Seinfeld. Oder Eddie Murphy.

Ingo Appelt: Otto Waalkes und Helge Schneider.

Joël von Mutzenbecher: George Carlin war es sehr lange. Momentan ist Louis C.K. für mich der Beste!