Der „King“ ist nicht mehr da
Als Arnold Palmer im vergangenen Herbst verstarb, verlor der Golfsport eine seiner größten Persönlichkeiten. Zu seinem Vermächtnis gehört das Arnold Palmer Invitational, das dank seines Patrons eins der prestigeträchtigsten Turniere auf der US Tour ist. An diesem Status ändert sich auch durch den Tod des „King“ nichts. In diesem Jahr haben sich erneut viele Stars angekündigt. Mit Jason Day, Rory McIlroy, Hideki Matsuyama, Henrik Stenson und Rickie Fowler wollen fünf Top-10-Spieler nach Bay Hill kommen. Auch Martin Kaymer hat seine Teilnahme fest eingeplant. Sky überträgt das Turnier exklusiv live und in HD. Kommentar: Adrian Grosser.
Das Turnier
Arnold Palmer war der „King“. Was Elvis Presley für den Rock ’n’ Roll bedeutete, war Palmer für den Golf-Sport. Als Ende der 50er Jahre die TV-Ära im Golf anbrach, war Palmer der Superstar des Spiels. Und das nicht nur, weil er auf dem Platz erfolgreich war. Er war dabei auch noch locker, lässig, charmant. Mit seinem Charisma und seiner positiven Ausstrahlung wurde er zum Gesicht des Sports und befreite ihn in den USA vom elitären Dünkel. „Er hat Golf populär gemacht und ein cooles Image gegeben“, erklärt der ehemalige Weltranglistenerste Luke Donald. Dadurch habe er dem Spiel viel Aufmerksamkeit verschafft, so der Engländer. „Wir müssen ihm dafür dankbar sein.“
In dieser Einschätzung sind sich die heutigen Spitzenspieler einig. „Wenn es Arnie nicht gegeben hätte, würden wir nicht vor so vielen Zuschauern spielen und so ausführlich im Fernsehen übertragen werden. Wir alle haben ihm viel zu verdanken“, sagt etwa Rory McIlroy. Dem Weltranglistendritten hätte es daher sehr viel bedeutet, wenn er beim Arnold Palmer Invitational am Finalsonntag die Glückwünsche des Turnierpatrons hätte entgegennehmen dürfen. Das war nämlich eine Tradition des exklusiven Einladungsturniers. „King“ Palmer wartet am Grün des 72. Lochs auf den Sieger, um ihm die Hand zum Glückwunsch zu schütteln. Diese Chance hat McIlroy nicht mehr, da Palmer im vergangenen Herbst im Alter von 87 Jahren verstarb. Die Trauer über den Verlust war groß in der Golfgemeinde.
Beim ersten Turnier ohne den „King“ wird diese Trauer sicher noch einmal aufkommen und sein Fehlen wird vielen erst so richtig bewusst werden. Sorgen, dass das Turnier ohne den Patron für die Stars nicht mehr so attraktiv ist, muss man sich keine machen. Zum einen gehört das Turnier, das 1966 als Florida Citrus Open Invitational seine Premiere feierte, zu Palmers Vermächtnis; zum anderen ist es eins von nur fünf exklusiven PGA-Turnieren mit Invitational-Status. Außerdem wurde das Preisgeld von 6,3 Millionen US-Dollar auf 8,7 Millionen angehoben. Das Arnold Palmer Invitational ist damit die Nummer eins nach den Majors, den WGC-Events und der Players Championship. Allein der Sieger erhält 1.556.000 Dollar.
Der Platz
Die 1961 von Dick Wilson erbauten drei Neun-Loch-Runden des Bay Hill Club & Lodge erhielten ihre verdiente Würdigung, als Arnold Palmer sie bei seinem ersten Besuch 1965 als „besten Kurs in Florida“ bezeichnete. Dass der „King“ das nicht nur so daher gesagt hatte, zeigte sich spätestens, als er zehn Jahre später das gesamte Areal kaufte und den Bay Hill Club zu seiner Winterresidenz machte.
Für das Arnold Palmer Invitational werden der „Champion“ und der „Charger“-Kurs zu einem extrem anspruchsvollen 6.784 Meter langen Championship Course verbunden. Palmer selbst legte über die Jahre regelmäßig Hand an seinen Kurs, so dass er mit der Zeit immer mehr seine Handschrift trägt, auch wenn Palmer 2009 erklärte: „Bay Hill ist ein großartiger Golfplatz. Wir wollen ihn nicht verändern, sondern optimieren. Lasst uns die Grüns etwas näher am Wasser platzieren und den Sand dort, wo man ihn sehen kann.“ Gesagt, getan. Der relativ flache Kurs beeindruckt vor allem durch seine Wasserhindernisse und seine tiefen, furchteinflößenden Bunker. Außerdem ist er sehr lang.
Der Titelverteidiger
„Ich hatte einen ganz besonderen Moment mit dem King – das hatte ich mir immer gewünscht.“ Als Jason Day nach seinem Sieg beim Arnold Palmer Invitational den Gastgeber am Rand des 18. Grüns traf, wusste er noch nicht, dass er seine letzte Chance wahrgenommen hatte. Im Herbst verstarb der große Arnold Palmer und den zukünftigen Siegern seines Turniers wird die Ehre seines Handschlags nicht mehr zuteil.
Day musste allerdings hart dafür kämpfen, dass sein Wunsch in Erfüllung ging. Mit zwei Schlägen Vorsprung war er auf die Schussrunde gegangen, doch auf der lief es für ihn von Beginn an sehr durchwachsen. Drei Bogeys und zwei Birdies auf den ersten sechs Löchern zeugen davon. Er habe sich bei keinem seiner Schläge richtig sicher gefühlt, verriet Day, dem man eine gewisse Verunsicherung tatsächlich ansah.
Doch der Australier ließ sich davon nicht unterkriegen und kämpfte unverdrossen weiter. Zwei Löcher vor dem Ende lag er schließlich einen Schlag hinter Kevin Chappell. Er brauchte ein Birdie und auf der 17 bot sich ihm die Chance. Als Day seinen Putt aus zwei Metern lochte, brandete Jubel auf. Den hörte auch Chappell, der auf der 18 gerade seinen Par-Putt spielen wollte. „Ehrlich gesagt hat mich das etwas verwirrt“, sagte der US-Amerikaner, der darauf seinen Putt zu kurz spielte. Innerhalb weniger Momente war aus einem Rückstand ein Schlag Vorsprung für Day geworden.
Den Sieg hatte er damit aber immer noch nicht sicher, dazu benötigte er auf der 18 noch ein Par. Das geriet in große Gefahr, als sein zweiter Schlag im Grünbunker landete, gut 80 Meter von der Fahne entfernt. Doch Day spielte seinen wohl besten Schlag der Runde und platzierte den Chip knapp 1,5 Meter neben dem Loch. „Ich wusste, es war ein guter Schlag, genau das, was ich brauchte“, freute sich Day, der keine Probleme hatte, den Putt zum Sieg einzulochen.
Das Feld
Jason Day, Rory McIlroy, Hideki Matsuyama, Henrik Stenson und Rickie Fowler – die Nummern zwei, drei, vier, fünf und neun der aktuellen Weltrangliste sorgen in dieser Woche für geballte Star-Power im Bay Hill Golf Club & Lodge. Dazu kommen noch Olympiasieger Justin Rose, der aktuelle Masters Champion Danny Willett, der zweimalige Masters-Sieger und Fanliebling Bubba Watson sowie Martin Kaymer. Die deutsche Nummer eins ist auf dem aufsteigenden Ast und hat zehn Top-10-Ergebnisse in den letzten zwölf Monaten vorzuweisen, zuletzt beim Honda Classic. Bei Kaymer scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann er wieder vier Top-Runden zu einem Sieg zusammenfügt.
Neben den genannten Stars schaffen es aber auch noch ein paar nicht ganz so bekannte Spieler auf die Favoritenliste. Etwa Thomas Pieters. Der Belgier startete seinen Höhenflug 2015 mit aufeinanderfolgenden Siegen beim D+D Real Czech Masters und den KLM Open. Seitdem geht es für ihn in der Weltrangliste stetig nach oben. Sein Potenzial auch auf der US Tour bewies er jüngst mit Platz zwei bei den Genesis Open und Rang fünf bei der WGC – Mexico Championship. Noch besser schnitt in Mexico Tommy Fleetwood als alleiniger Zweiter ab. Der Engländer ist auch dank seines Sieges bei der Abu Dhabi HSBC Championship in diesem Jahr von Rang 99 bis auf Platz 35 geklettert. Ebenfalls in Top-Form präsentiert sich Tyrrell Hatton bislang in 2017. Rang drei beim Omega Dubai Desert Clasic, Platz vier beim Honda Classic und ein zehnter Platz bei der Mexico Championship sprechen für sich.