Spieth, McIlroy, Fowler und Kaymer auf „Falkenjagd“
An diesem Donnerstag startet Martin Kaymer ins Golf-Jahr 2016. Bei der Abu Dhabi HSBC Golf Championship trifft er auf starke Konkurrenz. Mit Jordan Spieth, Rory McIlroy, Rickie Fowler und Henrik Stenson sind vier Spieler aus den Top-6 der Weltrangliste im Emirat am Start. Doch auf einem seiner „Lieblingsplätze“, auf dem er bereits dreimal gewonnen hat, muss Kaymer keinen Kontrahenten fürchten. Mit dabei im Abu Dhabi Golf Club sind außerdem Maximilian Kieffer, Marcel Siem sowie der Österreicher Bernd Wiesberger. Sky überträgt das Turnier exklusiv live und in HD. Kommentar: Adrian Grosser.
Das Turnier
Seit ihrer Premiere im Jahr 2006 gehört die Abu Dhabi HSBC Golf Championship zum sogenannten Desert Swing. Die drei Turniere am Persischen Golf – neben Abu Dhabi noch das Qatar Masters und das Dubai Desert Classic – sind unter den Profis der European Tour äußerst populär. Perfekte Bedingungen sowie hohe Preisgelder locken auch die Top-Stars der Szene auf die arabische Halbinsel.
Deutschen Golf-Fans ist das Turnier vor allem wegen der Erfolge von Martin Kaymer ein Begriff. Im Jahr 2008 gewann der 31-Jährige hier sein erstes European-Tour-Turnier. 2010 und 2011 siegte er erneut und ist damit der Rekordgewinner in Abu Dhabi. Bei seinem Triumph 2011 siegte er außerdem mit dem Rekordvorsprung von acht Schlägen.
Insgesamt warten in dieser Woche 2,7 Millionen US-Dollar Preisgeld, umgerechnet etwa 2.477.000 Euro, auf die 126 Teilnehmer. Der Sieger erhält davon etwa 409.000 Euro sowie als Trophäe einen silbernen Falken. Der ist das Wappentier der Vereinigten Arabischen Emirate. Das 5,3 Kilogramm schwere Original erhält der Sieger allerdings nicht, denn das steht mittlerweile in Düsseldorf. Als Martin Kaymer vor fünf Jahren die Abu Dhabi Championship zum dritten Mal gewann, durfte er den Original-Falken behalten. „Der steht stolz bei mir zu Hause“, erzählt Kaymer.
Der Platz
Seit der Premiere der Abu Dhabi Golf Championship im Jahr 2006 ist der Abu Dhabi GC Austragungsort des Turniers. Der 6.800 Meter lange National Course wurde im Jahr 2000 eröffnet und zählt zu den Top-Kursen der Region. Wahrzeichen des Platzes ist jedoch nicht eine der 18 Bahnen, sondern das Klubhaus. Das Gebäude ist in Form eines riesigen Falken gestaltet, dessen Schwingen das Dach über einer imposanten Glasfassade bilden.
Der Platz ist laut Eigenwerbung des Abu Dhabi GC eine „Oase der Ruhe“ mitten in der Wüste. Der Kurs besticht vor allem durch sein dichtes Rough, viele Bunker und sieben Salzwasserseen. Dadurch kommt an jedem zweiten Loch ein Wasserhindernis ins Spiel. Die Grüns dagegen sind zwar groß, gelten aber als nicht besonders schwierig. Das Vorzeigeloch des Platzes ist die abschließende 18. Bahn. Das 509 Meter lange Par-5 ist ein leichtes Dogleg nach rechts, das auf der rechten Seite bis zur Biegung von einem See gesäumt ist. Nach dem Knick spielen die Pros direkt in Richtung des überdimensionierten Falken, vor dem das letzte Grün liegt.
Der Titelverteidiger
„Heute Morgen habe ich nur an den zweiten Platz gedacht, an den Sieg habe ich nicht geglaubt“, verriet Gary Stal nach seinem sensationellen Erfolg bei der Abu Dhabi HSBC Golf Championship. Der Franzose profitierte dabei von einem völlig unerwarteten Total-Einbruch von Martin Kaymer. Der dreifache Champion war mit sechs Schlägen Vorsprung auf den Belgier Thomas Pieters und sogar acht Schlägen vor Stal in die Schlussrunde gestartet. Nach drei Birdies auf den ersten vier Löchern hatte Kaymer seinen Vorsprung vor der Konkurrenz sogar auf zehn Schläge ausgebaut. Was dann passierte, ließ den Deutschen zunächst sprachlos zurück.
Möglicherweise verlor er im Gefühl des sicheren Sieges etwas den Fokus und schlug „ein paar schlechte Abschläge“. Das erste Bogey auf der sechs konnte er noch gut verschmerzen, das Doppel-Bogey auf der neun tat dann schon mehr weh und nach dem Triple-Bogey auf der 13 war sein komfortabler Vorsprung endgültig verspielt. Zwar blieben ihm noch fünf Löcher, doch gelang ihm kein Birdie mehr. „Ich habe eine Menge Putts verpasst, da ist es schwierig, Birdies zu machen“, resümierte Kaymer seine Runde, die er mit etwas Abstand als eine „Lektion fürs Leben“ einordnete.
Stal dagegen konnte sich über seinen ersten European-Tour-Sieg freuen, einen Schlag vor dem damaligen Weltranglistenersten Rory McIlroy und zwei vor Kaymer. „Das ist wirklich verrückt und ich bin sehr glücklich“, erklärte der Franzose.
Die Favoriten
Die Abu Dhabi HSBC Golf Championship ist jedes Jahr top-besetzt, doch ein so starkes Teilnehmerfeld wie in dieser Woche ist selbst für Abu Dhabi außergewöhnlich. Mit dem Weltranglistenersten Jordan Spieth, der Nummer drei Rory McIlroy sowie Henrik Stenson (5) und Rickie Fowler (6) sind vier Spieler der Top-6 der Weltrangliste am Start. Dazu kommt mit Martin Kaymer der erfolgreichste Spieler in der Geschichte des Turniers.
Für den überragenden Spieler des vergangenen Jahres, den zweimaligen Major-Champion Jordan Spieth, ist es der erste Ausflug an den Golf. Der 22-Jährige hat mit dem Sieg beim Hyundai Tournament of Champions vor zwei Wochen in Hawaii gezeigt, dass er weiter auf der Erfolgswelle reiten will. „Ich freue mich auf Abu Dhabi, vor allem weil Rickie mir erzählt hat, was für ein fantastisches Event das ist“, erklärt Spieth. Rickie ist natürlich Rickie Fowler, der bei seinem Debüt im letzten Jahr zwar nur auf Rang 66 landete, aber trotzdem gerne in das Emirat zurückkommt. „Ich fühle mich mit meinem Spiel so komfortabel wie noch nie und ich freue mich auf einen echten Härtetest gegen Top-Gegner in Abu Dhabi“, sagt der dreifache Turniersieger des vergangenen Jahres.
Während die beiden US-Amerikaner auf dem National Course noch keine bzw. wenig Erfahrung gesammelt haben, sind Rory McIlroy und Henrik Stenson bestens mit dem Platz vertraut. Stenson betont, dass er einer der wenigen Spieler ist, die bei allen bisherigen zehn Austragungen dabei waren. „Ich habe Abu Dhabi in mein Herz geschlossen“, erklärt der Schwede, „und es ist kein Geheimnis, dass ich nach zwei zweiten Plätzen endlich auf dem National Course auch mal gewinnen will“. Sogar viermal in den vergangenen fünf Jahren landete Rory McIlroy in Abu Dhabi auf dem zweiten Platz. „Ich war hier einige Male nah dran und ich werde auch diesmal wieder zu 100 Prozent bereit sein für die Herausforderung“, erklärt der 26-jährige Nordire.
Die beste Bilanz von allen Spielern hat auf dem National Course allerdings Martin Kaymer. Neben seinen drei Siegen erreichte er außerdem je einen zweiten, dritten und sechsten Platz. Bei Kaymer stellt sich nur die Frage, wie er seinen Kollaps im vergangenen Jahr verkraftet hat. Belastet ihn diese Niederlage noch, schleichen sich negative Gedanken in sein Gehirn? Oder überwiegen die positiven Erinnerungen an seinen ersten European-Tour-Sieg 2008 und seinen Turnierrekord 2011? Kaymer gibt die Antwort selbst: Der Einbruch im letzten Jahr „soll nicht meinen ganzen Erfolg und die großartigen Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, überschatten. Letztlich waren es nur zwei Stunden gegenüber 50 tollen Stunden, die ich auf diesem Golfplatz hatte. Ich konzentriere mich also besser darauf.“
Die deutschen und österreichischen Teilnehmer
Neben Kaymer sind in dieser Woche auch noch Maximilian Kieffer, Marcel Siem und der Österreicher Bernd Wiesberger im Abu Dhabi GC dabei.