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Drei Fragen an... Reiner Calmund

Kompetent, humorvoll und authentisch: Der neue Sky Experte Reiner Calmund.

Reiner Calmund wird Sky Experte. Der 68-jährige Rheinländer wird das Team ab der Saison 2017/18 verstärken und vor allem im Rahmen der Bundesliga-Berichterstattung zum Einsatz kommen.

"Da musste ‘nen ... in der Hose haben"


In der Hinrunde wurden bereits sieben Trainer entlassen. Das hat es so in der Bundesligageschichte noch nie gegeben. Mittlerweile sind es neun Trainerposten, die vorzeitig geräumt werden mussten und warum sollte die Fluktuation in Zukunft abnehmen? Ein Torsten Lieberknecht (seit 10 Jahren Trainer von Eintracht Braunschweig) gilt als Unikat. sky.de spricht mit dem neuen Sky Experten Reiner Calmund über das schnelllebige Fußballgeschäft, Chancen, die sich daraus ergeben, und von ihm getroffene Entscheidungen, die ihm nicht leichtgefallen sind.

sky.de: Herr Calmund, in der Hinrunde sagte Dieter Hecking nach seiner Entlassung beim VfL Wolfsburg: „Wir Trainer sind immer mehr Einzelkämpfer. Sobald es im Verein sportlich nicht mehr läuft, bist du die ärmste Sau.“ Hat er Recht?

Rainer Calmund: Dieter Hecking kenne ich schon seit Ewigkeiten. Ich halte ihn für einen sehr anständigen Kerl, der zudem sehr viel Berufserfahrung besitzt und überlegt, was er sagt. Wenn der Hecking so etwas sagt, dann muss man das ernst nehmen. Jedoch sehe ich das wie in einem normalen Wirtschaftsbetrieb. Wenn die Auflage nicht stimmt, gibt’s was auf den Arsch. Wenn die Umsätze und die Gewinne nicht stimmen, gibt’s wieder auf die Nuss. Der Trainer ist nun mal für den sportlichen Erfolg zuständig und an erster Stelle verantwortlich. Dafür wird er unwahrscheinlich gut bezahlt. Und wenn Punkte und Tabellenplatz nicht stimmen, dann bist du dran. Es gibt Vereine wie den SC Freiburg, die könnten absteigen und würden an ihrem Trainer Christian Streich, der übrigens zu meinen Lieblingstrainern zählt, festhalten. Was ich sehr gut finde. Bei 80% der Vereine geht das aber nicht. Wenn die Zielsetzung oder die Erwartungshaltung etwas zu weit umfahren wird, dann gibt’s Ärger. Daher will ich die Aussage Dieter Heckings relativieren. Fußball ist nun mal das Premiumprodukt im Fernsehen. Und eben auch oder gerade deswegen ein sehr schnelllebiges Geschäft. In der 2. Liga ist es nicht anders. Aber was machen die St. Paulianer derzeit? Wenn die mit Ewald Lienen drin bleiben, heißt es: Endlich mal ein Verein, der Contra gibt! Doch bei einem Abstieg wird die Frage lauten: Warum haben die Vollidioten nicht den Trainer gewechselt?

Aus dieser Schnelllebigkeit ergeben sich auch Chancen;
mit Julian Nagelsmann, Alexander Nouri, Manuel Baum und Valérien Ismaël, dem mittlerweile jedoch ebenfalls vom VfL vorzeitig gekündigt wurde, haben es in jüngster Vergangenheit gleich vier Fußballlehrer vom Nachwuchs- in den Profibereich geschafft. Findet derzeit, trotz des großen Trainerverschleiß‘, ein Umdenken in den Bundesligavereinen statt?

Auch das gab’s schon immer. Neben Nagelsmann und Co gibt es junge Trainer wie Pál Dárdai und Nico Kovač, die ich für eine absolute Bereicherung für die Bundesliga halte. Kovač war ja mein Spieler (1996-1999 bei Bayer Leverkusen, Anm. der Red.). Der musste bei Eintracht Frankfurt für rund zehn Millionen Euro Spieler verkaufen und durfte nur zwei Millionen ausgeben. Da würdest du ihm normalerweise raten: Kündige direkt! Was er oder beispielsweise Dárdai auf die Beine gestellt haben ist à la bonne heure. Mir selbst hielt man damals die Klinge an den Hals, als ich 1989 unseren Trainer Rinus Michels, einen Europameister wohlgemerkt, entlassen habe und dafür Jürgen Gelsdorf einstellte. Gelsdorf war bis 1988 unser Jugendtrainer, ohne große Erfahrung im Profigeschäft. Da musste ‘nen Arsch in der Hose haben.

Sie sprechen ihre langjährige Tätigkeit als Manager und Geschäftsführer bei Bayer 04 Leverkusen an. Gibt es hinsichtlich Trainer-Entlassungen Entscheidungen, die Sie im Nachhinein bereuen?

Zumindest welche, die mir sehr nahe gingen. Die Geschichte von Christoph Daum, einer der besten deutschen Trainer, ist bekannt. Er hat uns vom Fast-Abstieg 1996 zum Vizemeister geführt, ohne große Transfers zu tätigen. Stattdessen hat er neue Trainingsmethoden eingeführt. Der hat bei uns einen Riesenumbruch vollzogen, war anschließend schon fast Nationaltrainer. Und dann passiert so’n Scheiß. Das hat mir für ihn, für seine Kinder, für seine gesamte Familie unglaublich leidgetan.
Jürgen Gelsdorf, den ich eben bereits erwähnte, war mein Trauzeuge. Ich hab damals zu ihm gesagt: „Pass auf, wenn du hier nur den Jugendtrainer machen willst, dann biete ich dir einen Zehnjahresvertrag. Wenn du aber Profi-Trainer bei uns werden willst, dann richtet es sich nach den Punkten und dem Tabellenplatz. Gelsdorf musste ich nach zwei Jahren entlassen.

Reiner Calmund wird ab der Saison 2017/2018 regelmäßig bei Sky als Experte auftreten.